A Race in the Park 2017

vom 12. bis 13. August 2017 in Meppen – das erste Mal

Im Schatten des nun kunstvoll bemalten Kühlturms des ehemaligen Gaskraftwerks Meppen herrscht die etwas sterile und befremdliche Atmosphäre stillgelegter Industrielandschaften. Die stummen Fassaden der hohen Betriebshallen wirken wie ein Abgesang auf das fossile Zeitalter.

A day at the races…

Doch es regt sich neues Leben: Bunte Zelte stehen auf den baumbestandenen Rasenflächen am Rande der Anlage, eine urige Gaststätte, stilistisch zwischen Steakhaus und Vereinsheim, lädt ein zu Speis´und Trank, meist sportlich gekleidete Menschen sitzen in Gruppen beisammen und… hinter dem Komplex weitet sich das Gelände zu einer flachen Senke mit einer traumhaften Rennstrecke. Für den Motosport geplant, mit entsprechender Breite und großzügigen Kurvenradien, bietet die Bahn durch flexible Absperrungen zahlreiche Kursführungen und ist in allen Abschnitten für ein großes Teilnehmerfeld geeignet. Sie ist aufgrund des hervorragenden Belags – parkettartigem Asphalt – und der guten Einsehbarkeit sehr komfortabel und sicher, birgt aber mit einigen perfiden Höhenmetern und zahlreichen Kurven auch Herausforderungen an Physis, Konzentration und Geschicklichkeit. Die Vielfalt an Fahrsituationen vermittelt aber in erster Linie riesiges Vergnügen, das sich sehr ins Gedächtnis einprägt.

Impression aus Meppen

Mein Freund Olaf und ich treffen erst am Samstagabend nach kurzer Anreise aus Oldenburg ein. Der Grill vor der Gaststätte ist noch heiß und wir kaufen die „Bändchen“ für das Abendbrot und das Frühstück am nächsten Tag; alles ist glatt organisiert. Nach dem deftigen Imbiss erfahren wir beim kurzen Rundgang durch die Grüppchen Gleichgesinnter, die beim Bier im Freien oder an der Bar sitzen, was wir verpasst haben: Bis zum Mittag hatte es im Emsland kräftig geregnet, was die straffe Umsetzung des Rennprograms jedoch nicht vereitelte: So mussten das Zeitfahren der Rennräder und der Tretroller-Marathon (im Rahmen der Deutschen Tretroller-Meisterschaft) unter typisch norddeutschen Bedingungen stattfinden. Zum Start des 3-Stunden-Rennens der Liegeräder wurde es freundlicher. Die Schatten auf Fotos von Rennimpressionen beweisen, dass es sogar Sonne gegeben haben muss! Mit guten Wetterprognosen für den Sonntag betten wir uns im rasch aufgeschlagenen Zelt.
Noch um 3 Uhr nachts ist es sternenklar und sehr mild. Sonntagmorgen um 7 Uhr öffne ich den Reißverschluss des Zelts und sehe nichts als Sonne. Kaum jedoch sitzen wir mit den Kaffeetassen vor der Kantine, spüren wir die ersten Tropfen fallen; das Frühstück wird in den Gastraum verlegt. Pünktlich zum Rennbeginn des 45-Minuten-Zeitfahrens um 9:15 Uhr regnet es dann richtig und hört genauso passend 45 Minuten später auf. Doch nicht einmal diese widrigen Bedingungen trüben den unermesslichen Spaß an diesem besonderen Circuit.

In der S-Kurve „gegen“ Rennräder

Nach der Start/Ziel-Linie geht es in einer weiten Linkskurve mit Anlauf auf einen Hügel zu, der zum Schalten nötigt. Rechts herum Schwung holen in eine Delle hinein, dann eine leichte Rampe zur langen, ebenen Geraden, auf der man Rhythmus findet. An deren Ende eine abschüssige Schikane, die mit Maximalgeschwindigkeit gefahren werden kann, solange man alleine passiert. Tempo halten auf einer weiteren Graden, der die langgezogene 180° Kurve zum Start/Ziel folgt. Der komplette, 2.160 m lange Kurs umfasst zusätzlich – wie für das 3-Stunden-Rennen und das 45-Minuten-Criterium «abgesteckt» – hinter der Schikane noch einen Innenbereich, in dem zwei volle Kehren und ein Rechts-Links-Schwenk in rascher Abfolge gemeistert werden müssen.
Wieder in trockenen Kleidern, verfolge ich von einer großzügig bemessenen, etwas erhöhten Plattform aus die anderen Rennen. Stände bieten hier Leckereien und Getränke für die Teilnehmer und Zuschauer an. Letztere mehren sich mit dem besser werdenden Wetter und vereinzelt höre ich von diesen im Verbeigehen anerkennende Worte über die Kulisse und die gezeigten Leistungen.

Während Gäste und Aktive die Veranstaltung genießen, gibt es für die Organisatoren keine Minute Entspannung. Uli und Heinz Bentlage müssen sich nahezu im Minutentakt über Walkie-Talkie mit Streckenposten, der Zeitnahme und Helfern koordinieren, Fragen beantworten und auf die Einhaltung des straffen Programms drängen. Dies umfasst nämlich mit dem Anspruch, für alle Freunde der muskelbetriebenen Fortbewegung Disziplinen anzubieten, auch Rennen für Handbiker, Rennradler und Inklusions-Läufe. Die Ausrichter haben also ohne Pause Einsatz…

Weitere Eindrücke und Ausblick

Die Gesamtzahl der Teilnehmenden war nicht zuletzt aufgrund dieser Vielfalt höher als in Rütenbrock. Es ist sehr zu hoffen, dass dieser Zuspruch ein gutes Argument und Motiv ist, das besondere Konzept an diesem beeindruckenden Ort in den nächsten Jahren fortzusetzen. Sinnbildlich für die Veranstaltung verlief die «Rekordfahrt» am Sonntagnachmittag: Fahrzeuge und Menschen aller Couleur durften im Tempo nach Belieben gemeinsame Runden auf dem Parcours drehen. Den Gesichtern war abzulesen, dass viele gerne bis in die Nacht weitergefahren wären.
Im Namen aller Starter/Innen, Gäste und des HPV-Verein bedanke ich mich bei Uli und Heiz Bentlage für Ihre Idee zu dieser Strecke; denselben, ihren Familien, allen Helfern und Unterstützern für die Organisation und Durchführung dieser Veranstaltung. Weitere Pedal-Meilen auf diesem Rund zu sammeln zu dürfen, wäre wirklich ein Pläsier!