Sardinien 2002

Ein Reisebericht von Uwe John

Entlang der wunderschönen Ostküste Sardiniens gibt es so gut wie keine größeren Städte. Flecken , die auf der Landkarte wie Metropolen wirken, entpuppen sich dann als verschlafene Dörfchen. Eigentlich sollte man in den Monaten Juni/August auf der Insel keine ausgedehnten Radtouren unternehmen, wegen der nicht zu unterschätzenden Hitze. Aber Wolken brachten exzellentes Radwetter. Bedeckter Himmel bei 23 Grad (etwas kühl, hab mir vorsichtshalber noch das lange eingepackt – wahrscheinlich hat man sich an die Hitze, eine Woche lang, von 28 Grad früh 8 Uhr schon gewöhnt).

Eine Wasserquelle
Eine Oase in trockener Gegend

7.30 Uhr fuhr ich in Tanaunella, einem kleinen Vorort von Budoni, los. Weiter durch das noch schlafende Budoni in Richtung San Teodoro, welches sich schon eher dem Tourismus verschrieben hat. Der Ort wirkte sauber und aufgeräumt, wurde seinem Anspruch der Mitteleuropäer an mediterranem Flair gerecht. War für mich eher nicht so aufregend – ist halt Geschmackssache. Was dann schon einigermaßen interessant war – die unklare Verkehrsführung. Bin die Strecke ins Zentrum extra zweimal gefahren, weil ich’s mir nicht glaubte die Einbahnstraßen verkehrt herum fahren zu müssen. Die Einheimischen sahen es auch nicht so eng. Andere Länder – andere Schlitten.
Weiter in Richtung Agrustos. Auf mich wartet ein schöner 6%iger Anstieg. Am höchsten Punkt angelangt wurde ich prompt mit einem tollen Ausblick auf Porto Ottiolu, einem kleinen aber feinen Hafen, belohnt. Direkt zum Hafengelände fand ich keinen Zugang – auch nicht so schlimm, dafür waren sehr feundliche Menschen da. Vielleicht lag es auch an meinem nicht ganz alltäglichen Gefährt. Aber eines muß ich wirklich sagen. Sardinien ist eine Insel freundlicher und ausgeglichener Leute – halt eine Ferieninsel. Vorbei am Pata – Pata, der Latino – Kultdiscothek, wo sich ab 22 Uhr die Bretter der lateinamerikanischen Tanzschule mit heißen Rhytmen dem hüftschwingendem Publikum öffnen.

Kuh, Brunnen und Wiese
Eine sardinische Kuh auf grüner Wiese

Der Kreis hatte sich geschlossen. Wieder in Budoni angekommen, nahm ich schnurstracks den Weg durch den inzwischen quirligen Ort, statt gleich wieder wie vorgesehen raus nach Brunella zu fahren. Kleine Planänderung (in solchen Kleinigkeiten bin ich großzügig). Weil ich schon einmal dabei war, fuhr ich durch bis Posada, und weil ja immer noch geniales Radwetter vorlag, gleich weiter nach La Caletta (nachdem ich im supermercato 3 Leopardbananen [sind die schwarz – gelben] erstanden hatte). Kurz vor La Caletta lieferte ich mir bergauf mit so einem 3 rädrigen Karren, worin der Opa mit seinem Enkel saß, ein freundschaftliches Duell. Bergrunter sind sie mir dann davongefahren. Der Ort selbst war mir auf Anhieb sympatisch. Mit meinem Lieger kam ich auch gut bei den Leuten an.
Auf meiner Strecke musste ich zurück bis hinter Posada, links nach Tamarispa. Hier ging es weg von der Strandstraße hinein ins Landesinnere.

Liegerade, Mauer und Kaktus
Liegerad mit landestypischen Kaktus

Ich war noch keinen Kilometer gefahren, kletterte die Temperatur um 2 Grad nach oben. Nun ging es stetig bergauf (dummerweise kommt die Sonne jetzt durch). San Lorenzo ist sozusagen der Höhepunkt der Etappe, zumindest von der Höhe her. Nach getaner Arbeit ging es die Serpentinen runter bis nach Brunella. Die Sonne ließ mir nun keine andere Wahl mehr über S. Pietro nach Budoni und Tanaunella ein schattiges Plätzchen zu finden. Das waren 88 km und fast 5 Stunden Natur in einer seiner schönsten Form.

Stacheldraht auf Steinmauer
Ein landestypische „Zaun“