Text und Fotos: Elsbeth und Achim Rudolph (IB 219)
Der Fünf-Flüsse-Radweg führt entlang der Flüsse Pegnitz, Vils, Naab, Donau und Altmühl. Dem Ludwig-Main-Donau-Kanal und dem heutigen Main-Donau-Kanal wird zusätzlich gefolgt. Erstaunt waren wir, wie wenig die Strecken befahren werden, obwohl wir zur besten Reisezeit Ende Juni, Anfang Juli unterwegs waren.
Da wir nicht jeden Tag auf dem Rad liegen wollen, ist unser Grundprinzip die Mehrfachübernachtung an besonderen Orten, auf dieser Tour in Nürnberg, Amberg, Regensburg, Bad Gögging und Rothenburg o. d. Tauber. Insgesamt haben wir die 510 km in neun Etappen von 45 bis 78 km Länge incl. der An- und Abreise in 17 Tagen genossen.
Angereist sind wir am Samstag nach Neumarkt in der Oberpfalz, so dass wir nach einer Übernachtung im Kloster St. Josef am Sonntag dem alten Ludwig-Donau-Main-Kanal bis Nürnberg folgen konnten. Bemerkenswert waren neben den vielen gut erhaltenen Schleusen, insgesamt waren es früher 100, und dem sehr gepflegten und häufig im Wald verlaufenden Radweg die vielen Groß-Skulpturen neben der Strecke. In Nürnberg nutzen wir das hervorragende Angebot der Sightseeing-Linie 36 des ÖPNV, die quer durch die Stadt bis zu den monströsen Stätten des Reichsparteitagsgeländes führt. Eine Führung durch die historischen Felsengänge und die Brauerei im Altstadthof durfte nicht fehlen.
Die Etappenpensionen und -hotels hatten wir vorab gebucht, so konnten wir das jeweilige Ziel bereits in den GPX-Track einpflegen. Besonders in Nürnberg, Regensburg und Rothenburg o. d. Tauber war dies aufgrund der zentralen Lage der Unterkünfte in den Fußgängerzonen hilfreich. Unsere nicht immer dem Standard entsprechenden Strecken hatten wir vorher entwickelt. Das ausgefallenste Hotel war sicherlich die mittelalterliche Fronfeste in Amberg, dort bestand unser „Zimmer“, die Zelle 7, aus zwei miteinander verbundenen ehemaligen kleinen Zellen. Selbst die Liegeräder bekamen im Keller ihre eigene Zelle. Nach zwei Nächten wurden wir vom uniformierten Wachpersonal aufgrund guter Führung entlassen. Ein besonderes Highlight stellte im noch vollständig von einer Stadtmauer umgebenen Amberg das Luftmuseum dar, dort gibt es viele, meist künstlerische Objekte mit Bezug zur Luft.
Bei der Auswahl der Tour war für uns das Kulturangebot entscheidend. Zudem versprach das Streckenprofil mit meist steigungsarmen Fluss- und Bahnradwegen abseits von viel befahrenen Straßen Entspannung pur. Aufgrund der vorgebuchten Hotels war auch die Option, Teile der Strecke notfalls per Bahn zu absolvieren, ein Kriterium. Dies wäre bei vielen Etappen möglich gewesen.
Eine einzige kurze aber heftige Steigung in Sulzbach-Rosenberg zwang zum Absteigen, mit Motor ging es gerade noch. Als Entschädigung gab es dann auf Empfehlung des Wachpersonals Bauchstecherla in Kallmünz im historischen Gasthof „Zum Bürstenbinder“, dem kleinsten Wirtshaus der Oberpfalz. In Regensburg erwartete uns nicht nur die historische Altstadt sondern auch ein großes Oldtimertreffen. Die Fahrzeuge bauten sich am Sonntagmorgen ab 6 Uhr direkt unter unseren Fenstern auf dem Neupfarrplatz auf. So hatten wir zumindest Logenplätze beim Frühstück.
Wir sind vor 10 Jahren im Alter von Ende 50 auf das Liegerad umgestiegen und lieben daran das genussvolle und Rücken schonende Fahren in gemütlichem Tempo. Durch die Untenlenker hat man immer den freien Blick in die Weite der Landschaft. Eines unserer Räder bekam Aufgrund unseres unterschiedlichen Leistungsstandes im Winter 2011/12 einen Motor per Direktimport aus China. Insbesondere der ungekreuzt eingespeichte 250 W-Motor im 16 Zoll Vorderrad führte schon 2012 auf einer 1.000 km Tour nach Texel (und zurück) zu vielen Nachfragen. Der 9 Ah-Akku (36 V) geht jetzt ins 10. Jahr und zeigt keinerlei Schwächen. Bei normalen Wetterverhältnissen und dauerhafter Unterstützung reicht er für ca. 80 km. Aufgeladen (ca. 9 Stunden) wird er nachts in der Unterkunft, da er nicht schnellladefähig ist. Bei längeren Etappen wird schon mal in der Mittagspause nachgeladen, das bringt aber nur 10 bis 15 Sicherheits-Zusatzkilometer.
Unterwegs waren wir mit zwei Front-Rollern (25 Liter), zwei Back-Rollern (35 Liter) und einer dünnen Rolle (10 Liter). Wäschewaschen auf der Mitte der Tour ist bei unseren Touren inzwischen Standard, deshalb legen wir dahin zumindest eine Doppelübernachtung. Diesmal waren es sogar drei Übernachtungen im Kurort Bad Gögging, bedingt durch die Limes-Therme mit Thermalquelle und Römersauna, für die man zwei Tage braucht.
Für den Teilabschnitt vom Kloster Weltenburg bis nach Riedenburg nutzten wir die Donau-Schifffahrt. So konnten wir und unsere Räder den Donaudurchbruch bei schönstem Sommerwetter intensiv genießen. Interessant war die Durchfahrt unter einer der längsten Holzbrücken Europas (190 m) in Essing, die in großen Schwüngen über den Main-Donau-Kanal führt. Liegeräder sind in Bayern eher selten, auf unserer gesamten Tour begegnete uns nur ein Pino-Tandem, dieses aber auch gleich noch mit Anhänger. Dafür waren die Räder bei Zwischenstopps und in den Hotels häufig Kommunikationsauslöser. Im Hotel Schlossblick in Möhren bei Treuchtlingen trafen wir beim Wirt auf einen Kenner, er stammte aus Amsterdam, war mit Kalle Kalkhoff befreundet und kannte Oldenburg durch die Pederson-Treffen in Bad Zwischenahn, zu denen er regelmäßig fuhr. Natürlich schauten wir uns vieles am Wegesrand an, besonders intensiv z. B. das Museum in Solnhofen mit seiner umfangreichen und wunderbar aufbereiteten Sammlung des Paläo-Zoos und der Verwendung des Solnhofener Steins für Lithografien.
Beim einzigen Reifenschaden hatte ein pflanzlicher Dorn den Weg in Innere gefunden, der Ort vor der Galluskirche (9. Jhdt.) in Pappenheim hätte stilvoller kaum sein können. In Leutershausen stießen wir auf ein sehr filigranes technisches Denkmal, welches an den Flugpionier Gustav Weißkopf erinnert, der in Leutershausen geboren wurde und im Alter von 20 Jahren in die USA auswanderte. Er soll schon zwei Jahre vor den Gebrüdern Wright den ersten Motorflug absolviert haben.
Unerwartet war für uns die Landschaft des Altmühl-Radweges. Obwohl wir dem Fluss von der Mündung zur Quelle folgten, wurde die Landschaft immer offener. Anfangs noch ein typischer Flussradweg im Tal, weitete sich die Landschaft erstmals schon bei den imposanten Zwölf-Apostel-Felsen vor Solnhofen. Zum Schluss war es eine offene Hochebene mit wenig Wald und vielen Blühstreifen längs des Weges.
Auf der Schlussetappe von Herrieden nach Rothenburg o. d. Tauber gab es nach einem moderaten Anstieg eine lange Gefällestrecke (100 Höhenmeter, bis zu 8%) hinunter nach Rothenburg, als Startpunkt für die ansonsten absolut familientaugliche Strecke ist Rothenburg deshalb nicht unbedingt zu empfehlen.