Text: Ruedi Dürrwang, Fotos: Ruedi Dürrwang & Hersteller
Urbaner
Der schicke Urbaner, hergestellt von HPR Solutions in Laval, kann zwei erwachsene Personen oder eine solche mit zwei Kindern sowie mehr oder weniger Gepäck befördern. Es besteht ein guter Schutz gegen Wind und gegen Regen von vorn durch eine große, allerdings für Kratzer empfindliche Plexiglasscheibe und das Planendach oben.
Die seitlichen Türen bestehen aus einem flexiblen Rahmen mit engmaschigem Kunststoffgitter. Beide können einfach entfernt und zusammengefaltet in einer mitgelieferten Hülle hinter dem Rücksitz verstaut werden. Die Sicht gegen seitlich hinten ist stark eingeschränkt und der am Lenker innen montierte Rückspiegel bietet da nur wenig Hilfe. Gegen unten ist das Gefährt großflächig offen und es wirbelt leicht Material hinein, so dass erfahrene Benutzende mit einer schützenden Brille unterwegs sind…
Das leer knapp 80, in der unverschalten Version 65, Kilogramm wiegende Fahrzeug ist nur 75 cm schmal und kann dadurch etwa Absperrungen bei Velowegen leicht passieren. Für eine flotte Kurvenfahrt sorgt eine Pendelkonstruktion, die sich für mich aber als gewöhnungsbedürftig erwiesen hat. Zum Besteigen lassen sich dieser Mechanismus und auch die Bremse fixieren, trotzdem ist mir das Ganze bei unvorsichtigem Manipulieren umgekippt und der Blinker auf der betroffenen Seite hat Schaden genommen. Wenden lässt sich praktisch fast an Ort!
Sehr gut ist die per Drehgriff regelbare stufenlose mechanische Übersetzung und die elektrische Unterstützung mit vier Niveaus gelöst, die zwischen etwa 30 und 100 Kilometer Reichweite ermöglichen, ähnlich wie bei den anderen hier vorgestellten Konzepten. Schon rein mechanisch fühlt sich die Fortbewegung recht effektiv an, mit maximaler Motorleistung geht sie ohne Mühe vonstatten. Beim Antritt kommt es zu einer kurzen Verzögerung, bis die Kraftübertragung richtig einsetzt.
Zwar lässt sich die Fahrposition für Körpergrößen zwischen anderthalb und zwei Metern leicht verstellen. Bei mir ist aber der rechte Hosenstoß manchmal beim Losfahren am Lenkgestänge zum Vorderrad hängen geblieben. Auch hat mir ein ausgeprägter Wulst der Sitzfläche zwischen den Beinen nicht behagt und die harte Konstruktion der Rückenlehne hat als Widerlager bei kräftigem Treten unangenehm durchgedrückt. Besonders der Rücksitz mit niedriger Lehne bietet wenig Komfort. Zudem ist alles grundsätzlich ungefedert!
Eigentliche Schockmomente hat mir aber ein besonderes Fahrverhalten beschert: Geht es unerwartet in die falsche Richtung und es wird instinktiv per Lenker gegengesteuert, neigt sich alles noch mehr zur falschen Seite. In solchen Situationen hat mich jeweils nur eine bewusste forcierte Gewichtsverlagerung zur anderen Seite oder ein Vollstopp mit den sehr guten hydraulischen Scheibenbremsen retten können!
Wello
Das Wello, von Le Mans aus vertrieben, neigt sich ebenfalls in die Kurve, besitzt aber zwei Räder vorn außen und eines oder zwei weitere mehr oder weniger nahe beieinander hinten unter dem Rücksitz respektive der Ladefläche des Lastenrades.
Als solches kommt es bereits in verschiedenen Regionen Frankreichs unter anderem bei der Post zum Einsatz. Es existiert eine schwer überschaubare Vielzahl von Modellen. Mit einer derzeit etwa halbjährigen Lieferfrist sind auch Ausführungen für den Transport einer Einzelperson oder oder 110 cm. Der sehr professionell erscheinende Aufbau führt leider zu einem Leergewicht von 100 bis 140 Kilogramm; eine Minimalversion soll bloß 75 kg wiegen. Das Pedalieren geschieht ? im Gegensatz zu den beiden anderen da vorgestellten Typen ? von einem Velosattel aus relativ steil gegen unten.
SAS Veloce – Vhélio
Das Vhélio aus Orléans enthält ‚Helio(s)‘ für Sonne im Namen. Tatsächlich besteht die Entwicklung aus einem gut einen Quadratmeter großen, 85 cm breiten rechteckigen Fotovoltaik-Panel, das pro Stunde Sonneneinstrahlung 20 km mehr Reichweite verspricht.
Anderthalb Meter darunter befindet sich eine Blech-Plattform mit zwei Rädern und Lenksäulen vorn, dazwischen ein Liegeradsitz samt vorspringender Kurbel und ein gleich großes zentrales Rad hinten flankiert von zwei leicht abgehobenen kleinen Stützrädchen. Auch ein Elektromotor und Akku sind in der durchgehenden von vorn nach hinten verlaufenden Mittelkonsole untergebracht. Die Grundfläche kann zum Beladen mit 200 kg Nutzlast oder zum Anbringen von weiteren Sitzen für eine erwachsene Person plus zwei Kinder verwendet werden… Ein eigentlicher Wetterschutz ist noch nicht fertig entwickelt.
Das ganz Besondere ist, dass es sich um ein Open-Source-Projekt unter Mitwirkung von vielen Freiwilligen handelt und Konstruktionspläne, Material-Listen und Anleitungen bereits frei zur Verfügung gestellt werden als VhéliO‘tech; das entsprechende Foto zeigt das Modell in FreeCAD. Andererseits soll sich das VhéliO‘riginal bald auch fertig zusammengebaut kaufen lassen! Dabei liegt der preisliche Rahmen hier ebenfalls bei etwa 8.000 €.