Wolfgang Gronen – Kristallisationskeim

Text: Andreas Pooch – Fotos: Archiv Gronen

Wolfgang Gronen, geboren im Jahr 1916, war in seiner Jugend begeisterter Radsportler. Er hatte zwischen 1933 und 1936 an einigen großen Rennen teilgenommen. Und sogar 1939, in seiner Militärdienstzeit in Ostpreußen ist er noch Rennen gefahren. Nach Krieg und Gefangenschaft war es für Gronen im Jahre 1951 schon zu spät, wieder mit dem Radsport zu beginnen, denn in diesem Jahr wurde die Bundesrepublik wieder zu internationalen Rennen zugelassen.
Wenn schon nicht auf der Bahn blieb Gronen trotzdem dem Radsport treu. Er wurde technischer Direktor der deutschen Tour-de-France-Equipe. Auch andere Mannschaften wurde von ihm betreut und so war Gronen eng mit der Radsportszene verbunden. Hauptberuflich war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sporthochschule in Köln und leitete dort die Dokumentation. Er war ein international begehrter Referent in Sachen Radsport, auch durch seine guten Sprachkenntnisse.

Der Vector während eines Windkanaltests bei Mercedes
Der Vector im Windkanaltest bei Mercedes

Um das Jahr 1975 herum meldete sich der amerikanische Aerodynamiker und Fahrradenthusiast Chester Kyle, um nach europäischen Human Powered Vehicle-Aktivitäten zu fragen. Gronen wies den erstaunten Kalifornier darauf hin, dass alles schon mal dagewesen war: das Liegeräder, windschnittige Verkleidungen und Rekordfahrten per Muskelkraft.
Das damals schnellste karossierte Fahrrad war der amerikanische Vector, konstruiert von drei Flugzeugingenieuren. Gronen kaufte einen Vector und dieses Dreirad wurde schließlich im Windkanal noch verbessert. Er wollte den Kampf um das schnellste Fahrrad der Welt aufnehmen und konnte Gerhard Scheller verpflichten, den Vizeweltmeister im Sprint der Junioren im Jahr 1975.

Gerhard Scheller (links) und Wolfgang Gronen (rechts) auf der Radrennbahn für Rekordversuche
G. Scheller und Wolfgang Gronen (rechts) beim Rekordversuch

Der 1958 geborene Scheller errang im Weiteren diverse weitere Titel in unterschiedlichen Radsportdisziplinen. 1986 wurde er mit dem Vector in Traunstein Deutscher Meister. Viele weitere Rekordfahrten und Aktivitäten, die Gronen ausgesprochen gut vermarktete, machten das Vector-Team weltweit bekannt. Scheller erreichte u.a. 1987 auf einer Uferstraße der Mosel 100 km in 1:31:24 Stunden, was einem Schnitt von 65,709 km/h entsprach.

der Vector auf der IFMA 1982
Vector auf der IFMA 1982

1985 versammelte Gronen auch viele Fahrradenthusiasten an der Mosel, um in Binningen einen Verein zu gründen, der sich um die Verbesserung der Fahrradtechnik, insbesondere in Form des Liegerades widmete. Und so wurde 1986 der HPV Deutschland e.V. in Erlangen ins Vereinsregister eingetragen.